Lieber Joss, auch ich wünsche Dir eine gute und sichere Reise! Ich habe übrigens lange auf das Foto gestarrt und mich gefragt, was das für ein komischer Roller ist, der vorne vier Räder hat, von denen zwei eigentlich gar nicht den Boden berühren, ein seltsames Gefährt, dachte ich, bis mir auffiel, dass es sich hierbei wohl um Ersatzräder handelt … Ich wünsche Dir immer Luft im Reifen!
Hallo unbekannter Joss,
ich bin ein Freund von Ali Guelec und habe so von deiner Reise erfahren. Finde das Projekt spannend/abenteuerlich/größenwahnsinnig, aber das haben viele Reisende, die diesen Trip vor dir gemacht haben, ebenfalls verinnerlicht. Lustig ist, dass ich gerade das Buch „der blutige weiße Baron“ von James Palmer über den Spinner Nicolai Ungern-Sternberg gelesen habe. Dieser estische Adlige hat nach dem 1. Weltkrieg in der Mongolei (und damit in der Nähe deines Zielgebietes) seine eigene „Nation“ geschaffen. Sehr spannend – falls du irgendwo auf deiner Tour Zeit & Lust & Internet- Anschluss hast, findest du online eine Menge Infos zu dem Thema. Ach, und ebenfalls toll sind Informationen rund um die
Expedition Jaune von Citroen: La Croisiere Jaune
Mit dem Auto über die Seidenstrasse
Die Croisiere Jaune, die gelbe Expedition, befuhr 1931 die Seidenstrasse mit dem Auto. Es waren spezielle, von Citroen in Frankreich angefertigte Halbkettenfahrzeuge.
Der Plan ist, als erste Menschen einmal quer durch Asien zu fahren – mit dem Auto. Dieses Ziel hat sich die Expedition Citroen Centre-Asie gesetzt. Sie ist mit Halbkettenfahrzeugen ausgerüstet.
Die Expedition von Andre Citroen
Im Hintergrund steht André Citroen, Besitzer der gleichnamige Automobilwerke. Er weiß, dass aufsehenerregende Expedition ein gutes Mittel für Auto-Werbung sind. So hattenseine Raupenfahrzeuge 1922 bereits die Sahara durchquert, 1924/1925 sogar den ganzen afrikanischen Kontinent. Es war die schwarze Expedition, die Croisiere noire. Die beiden Expeditionsleiter jender Fahrten, Georges-Marie Haardt und Louis Audouin-Dubreuil sollen ein weiteres, noch dramatischeres Ziel ausarbeiten. Zunächst war der Südpol in einer weißen Expedition im Gespräch, dann hat Audouin 1927 die Idee mit der Seidenstrasse. Er will auf den Spuren Marco Polos fahren. Der Idee folgt die Ausarbeitung des Plans mit Haardt als Leiter und Audouin als sein Stellvertreter.
Was muss man im Vorfeld einer solchen Expedition alles tun? Es müssen Männer nach China, in die Sowjetunion und nach Persien reisen, um befahrbare Wege auszukundschaften. Dort müssen sie Depots für Benzin und Vorräten anlegen. Es sind Genehmigungen von den Ländern einzuholen, durch die die Tross der Kettenfahrzeuge fahren will. Die bekommt Citroen, doch die Sowjets ziehen ihre Erlaubnis wieder zurück. Es muss umdisponiert werden, nun soll die Strecke durch Afghanistan und den Himalaya führen. Hierzu sind wieder andere Autombile notwendig. Sie werden innerhalb von drei Monaten entworfen. Es ist der 10 CV mit 10 PS und 4 Zylindern und einem Gewicht von über 1100 Kilogramm im beladenen Zustand. Citroen wird bei den Vorbereitungen der Expedition von der französischen Regierung, die Societe de Geographie sowie National Geographic Society der USA. Durch die Weltwirtschaftskrise 1929 erfährt der Eifer einen Dämpfer, doch dann soll im April 1931 gestartet werden. Und zwar von zwei Punkten aus: einmal von Bejing in China und gleichzeitig von Beirut nach Osten. Die beiden Gruppen wollen sich dann in Kaschgar, im Westen Chinas treffen. Die Pamir Gruppe hat, weil der Himalaya gequert werden soll, die Citroen 10 CV Fahrzeuge.
Pamir Gruppe – China Gruppe
7 Fahrzeuge starten am 4. April in Beirut. Die „Pamir-Gruppe“ besteht aus 24 Männern, Haard und Audouin sind dabei. Haard fährt in seinem Scarabée d’Or voraus, ihm folgt Audin in seinem Croissant d’Argent. Die Halbkettenfahrzeuge machen jedoch schon bald Probleme. Man hatte sie nicht im Gelände testen können. Sie sind zu langsam. Also befreit man sie von allem überschüssigem Ballast und verteilen das Gepäck auf zwei LKW, die angemietet werden.
Zwei Tage später, am 6. April, bricht die „China-Gruppe“ in Beijing, Peking, auf. Die Pamir-Gruppe erreicht am 19. Mai Afghanistan, nachdem sie Syrien, den Irak und Persien glücklich durchquert hat. Doch Afghanistan wird zur Herausforderung, denn das Land wird von Unruhen geschüttelt. Zudem machen die extremen Temperaturen der Fahrzeugtechnik zu schaffen. Man kommt sechs Kilometer pro Stunde voran. Dann, am 9. Juni ist Kabul, die Hauptstadt des Landes erreicht. Die Croisiere Jaune macht einen Abstecher nach Bamiyan und bestaunen eine in die Felswand gehauene Buddha-Statue, mit einer Höhe von 55 Metern die höchste stehende Statue der Welt. Daneben eine etwas kleinere, 38 Meter hoch. Die Expeditionsteilnehmer dokumentieren und dokumentieren, denn die Schätze der antiken Kultur werden von afghanischen Soldaten für Schießübungen missbraucht. Zwei Tage nur haben sich die Männer hierfür Zeit gegeben. Für die Nachwelt! (Am 9. März 2001 haben die Taliban die Statuen in die Luft gesprengt. Es blieben nur Tausende Kubikmeter Schutt. Die Höhen sind zur Zeit ein Mahnmal gegen den Terror. Vielleicht sollen die Buddhas auch restauriert werden, vielleicht aber auch nur als Lichtprojektionen zurückkommen.) – Dann geht es zurück.
Khyber Pass
Der Khyber-Pass, der wichtigste Bergpass des Hindukusch, wird von ihnen am 19. Juni erreicht. Ein dort stationiertes schottische Regiment empfängt sie mit Dudelsachmusik in Britisch-Indien. 5 Tage später ist die Automobil-Expedition in Srinagar im Kaschmirtal. Dort werden alle Fahrzeuge bis auf die der beiden Anführer zurückgelassen. Ein Vortrupp zu Pferd soll den Weg in den Himalaya erkunden. Die beiden Halbkettenfahrzeuge sind nun völlig ohne Last. Diese ist auf 100 Träger mit 70 Pferden und 70 Maultieren verteilt. Der Himalaya nimmt die Expedition bald gefangen. Beschwerlich und unendlich langsam müssen die Fahrzeuge über schmale Brücken gezogen werden. Zahnstangengewinde helfen, sie um enge Kurven der Bergpfade zu führen. Neuschnee wird zum Hinderniss, als sich die Wagen den 4188 Meter hohen Burzil-Pass emporquälen müssen. Er muss von der Vorhut undn den Männern festgetrampelt werden. Auch muss mit Hacken und Schaufeln der Weg verbreitert und zum Teil erst geschaffen werden.
Doch der Abstieg vom Pass wird noch schwieriger. Hier müssen die Fahrzeuge mit Seilen gehalten werden, damit sie der Schwerkraft trotzen können. Je 50 Mann ziehen ein Auto zurück. Unten im Tal gilt es eine 200 Meter breite, von einem Erdbeben aufgerissene Spalte zu überwinden. Das geht nur, indem die Fahrzeuge in ihre Einzelteile zerlegt und dann wieder zusammengebaut werden. Am 4. August erreicht die Expedition Gilgit. Haardt zieht Resümee: in drei Tagen hat man lediglich 29 Kilometer zurücklegen können. Er entscheidet, die Raupenfahrzeuge zurückzulassen und per Pferd nach Kaschgar zu gehen. Dort will er dann nur noch mit den Halbkettenfahrzeugen der China-Gruppe die Fahrt fortsetzen. Die Gruppe ist enttäuscht, als ein Teil der Techniker nach Frankreich zurückehren muss. In Misgar, der letzten Station vor dem Pamir Gebirge, ist die Gruppe am 30. August, am 20. September dann in Kaschgar.
Gefangenschaft und Bürgerkrieg
Doch die China-Gruppe ist nicht dort. Haart und Audouin wissen bereits, dass sie in Ürümqi, der Hauptstadt der chinesichen Provinz Xinjiang, vom dortigen Provinzgouverneur King seit drei Monaten festgehalten werden. Dies ist 1400 Kilometer entfernt. Erst am 8. Oktober treffen sich die beiden Gruppen in Aksu in der Provinz Xinjiang. Auch die China-Gruppe hatte gelitten. Wie Afghanistan wird China von Unruhen und Bürgerkrieg heimgesucht; die Männer waren in Gefangenschaft geraten. In Ürümqi fordert der Provinzgouverneur nun das versprochene Lösegeld in Form von drei Raupenfahrzeugen von Citroen. Das dauert. Von Ende Oktober bis zum 18. November muss Croisière Jaune in Ürümqi ausharren, dann darf sie weiter fahren. Die Zeit ist sehr weit fortgeschritten, der Winter ist da. Die Motoren müssen mit Schneidbrennern zum Anspringen gebracht werden, weil das Wasser in den Kühlern gefriert. Die Temperaturen sinken unter 30 Grad minus. Deshalb wird nun Tag und Nacht gefahren, ohne Pause. Die Expedition kämpft mit Pannen, der Angst vor dem Krieg und den eigenen Körpern. Am 9. Januar 1932 überquert sie den Gelben Fluss. Dabei bricht Audouins Halbkettenfahrzeug durch das Eis. Einen ganzen Tag dauert die Bergung. Anfang Februar trifft die Expedition in Bailingmiao ein. Dort trefft sie den Pantschen-Lama. Er ist einer der beiden Oberhäupter des tibetischen Buddhismusmus. Es kostet der entkräfteten Mannschaft Überwindung, jetzt noch einmal Filmaufnahmen zu machen. Der Expeditionsleiter Haardt ist krank. Er wird von ununterbrochenem Husten gequält.
Beijing – die Croisiere Jaune, die gelbe Expedition, ist am Ziel
Doch am 12. Februar ist das für unmöglich gehaltene geschafft. Die gelbe Expedition trifft in Beijing ein. Der französiche Gesandte empfängt sie mit Fanfaren und Champagner. Doch Haard ist schon gedanklich auf dem Heimweg, den er durch Indochina lenken will. Körperlich ist er sehr angeschlagen, ihn hat eine schwere Grippe heimgesucht. Adouin muss nach Indochina als Voraustrupp. In Hanoi erhält er am 16. März die telegrafische Nachricht, dass Haardt tot ist. Am 4. April, genau ein Jahr, nachdem die Croisière Jaune in Beirut aufbrach, sticht der Expeditionstrupp von der Küste Indochinas aus in See Richtung Heimat, Haarts Leichnam an Bord. Am 29. April 1932 ist Frankreich erreicht, die Expedition Citroen Centre Asie beendet, eines der entbehrungsreichsten Abenteuer seiner Zeit!
Gute Fahrt, immer Luft in den Reifen und alles Gute
Lieber Joss,
ich wünsche Dir viele interessante Erlebnisse und Begegnungen.
Viel Glück
Kaspi aus Schliersee
Lieber Joss, auch ich wünsche Dir eine gute und sichere Reise! Ich habe übrigens lange auf das Foto gestarrt und mich gefragt, was das für ein komischer Roller ist, der vorne vier Räder hat, von denen zwei eigentlich gar nicht den Boden berühren, ein seltsames Gefährt, dachte ich, bis mir auffiel, dass es sich hierbei wohl um Ersatzräder handelt … Ich wünsche Dir immer Luft im Reifen!
Hallo unbekannter Joss,
ich bin ein Freund von Ali Guelec und habe so von deiner Reise erfahren. Finde das Projekt spannend/abenteuerlich/größenwahnsinnig, aber das haben viele Reisende, die diesen Trip vor dir gemacht haben, ebenfalls verinnerlicht. Lustig ist, dass ich gerade das Buch „der blutige weiße Baron“ von James Palmer über den Spinner Nicolai Ungern-Sternberg gelesen habe. Dieser estische Adlige hat nach dem 1. Weltkrieg in der Mongolei (und damit in der Nähe deines Zielgebietes) seine eigene „Nation“ geschaffen. Sehr spannend – falls du irgendwo auf deiner Tour Zeit & Lust & Internet- Anschluss hast, findest du online eine Menge Infos zu dem Thema. Ach, und ebenfalls toll sind Informationen rund um die
Expedition Jaune von Citroen: La Croisiere Jaune
Mit dem Auto über die Seidenstrasse
Die Croisiere Jaune, die gelbe Expedition, befuhr 1931 die Seidenstrasse mit dem Auto. Es waren spezielle, von Citroen in Frankreich angefertigte Halbkettenfahrzeuge.
Der Plan ist, als erste Menschen einmal quer durch Asien zu fahren – mit dem Auto. Dieses Ziel hat sich die Expedition Citroen Centre-Asie gesetzt. Sie ist mit Halbkettenfahrzeugen ausgerüstet.
Die Expedition von Andre Citroen
Im Hintergrund steht André Citroen, Besitzer der gleichnamige Automobilwerke. Er weiß, dass aufsehenerregende Expedition ein gutes Mittel für Auto-Werbung sind. So hattenseine Raupenfahrzeuge 1922 bereits die Sahara durchquert, 1924/1925 sogar den ganzen afrikanischen Kontinent. Es war die schwarze Expedition, die Croisiere noire. Die beiden Expeditionsleiter jender Fahrten, Georges-Marie Haardt und Louis Audouin-Dubreuil sollen ein weiteres, noch dramatischeres Ziel ausarbeiten. Zunächst war der Südpol in einer weißen Expedition im Gespräch, dann hat Audouin 1927 die Idee mit der Seidenstrasse. Er will auf den Spuren Marco Polos fahren. Der Idee folgt die Ausarbeitung des Plans mit Haardt als Leiter und Audouin als sein Stellvertreter.
Was muss man im Vorfeld einer solchen Expedition alles tun? Es müssen Männer nach China, in die Sowjetunion und nach Persien reisen, um befahrbare Wege auszukundschaften. Dort müssen sie Depots für Benzin und Vorräten anlegen. Es sind Genehmigungen von den Ländern einzuholen, durch die die Tross der Kettenfahrzeuge fahren will. Die bekommt Citroen, doch die Sowjets ziehen ihre Erlaubnis wieder zurück. Es muss umdisponiert werden, nun soll die Strecke durch Afghanistan und den Himalaya führen. Hierzu sind wieder andere Autombile notwendig. Sie werden innerhalb von drei Monaten entworfen. Es ist der 10 CV mit 10 PS und 4 Zylindern und einem Gewicht von über 1100 Kilogramm im beladenen Zustand. Citroen wird bei den Vorbereitungen der Expedition von der französischen Regierung, die Societe de Geographie sowie National Geographic Society der USA. Durch die Weltwirtschaftskrise 1929 erfährt der Eifer einen Dämpfer, doch dann soll im April 1931 gestartet werden. Und zwar von zwei Punkten aus: einmal von Bejing in China und gleichzeitig von Beirut nach Osten. Die beiden Gruppen wollen sich dann in Kaschgar, im Westen Chinas treffen. Die Pamir Gruppe hat, weil der Himalaya gequert werden soll, die Citroen 10 CV Fahrzeuge.
Pamir Gruppe – China Gruppe
7 Fahrzeuge starten am 4. April in Beirut. Die „Pamir-Gruppe“ besteht aus 24 Männern, Haard und Audouin sind dabei. Haard fährt in seinem Scarabée d’Or voraus, ihm folgt Audin in seinem Croissant d’Argent. Die Halbkettenfahrzeuge machen jedoch schon bald Probleme. Man hatte sie nicht im Gelände testen können. Sie sind zu langsam. Also befreit man sie von allem überschüssigem Ballast und verteilen das Gepäck auf zwei LKW, die angemietet werden.
Zwei Tage später, am 6. April, bricht die „China-Gruppe“ in Beijing, Peking, auf. Die Pamir-Gruppe erreicht am 19. Mai Afghanistan, nachdem sie Syrien, den Irak und Persien glücklich durchquert hat. Doch Afghanistan wird zur Herausforderung, denn das Land wird von Unruhen geschüttelt. Zudem machen die extremen Temperaturen der Fahrzeugtechnik zu schaffen. Man kommt sechs Kilometer pro Stunde voran. Dann, am 9. Juni ist Kabul, die Hauptstadt des Landes erreicht. Die Croisiere Jaune macht einen Abstecher nach Bamiyan und bestaunen eine in die Felswand gehauene Buddha-Statue, mit einer Höhe von 55 Metern die höchste stehende Statue der Welt. Daneben eine etwas kleinere, 38 Meter hoch. Die Expeditionsteilnehmer dokumentieren und dokumentieren, denn die Schätze der antiken Kultur werden von afghanischen Soldaten für Schießübungen missbraucht. Zwei Tage nur haben sich die Männer hierfür Zeit gegeben. Für die Nachwelt! (Am 9. März 2001 haben die Taliban die Statuen in die Luft gesprengt. Es blieben nur Tausende Kubikmeter Schutt. Die Höhen sind zur Zeit ein Mahnmal gegen den Terror. Vielleicht sollen die Buddhas auch restauriert werden, vielleicht aber auch nur als Lichtprojektionen zurückkommen.) – Dann geht es zurück.
Khyber Pass
Der Khyber-Pass, der wichtigste Bergpass des Hindukusch, wird von ihnen am 19. Juni erreicht. Ein dort stationiertes schottische Regiment empfängt sie mit Dudelsachmusik in Britisch-Indien. 5 Tage später ist die Automobil-Expedition in Srinagar im Kaschmirtal. Dort werden alle Fahrzeuge bis auf die der beiden Anführer zurückgelassen. Ein Vortrupp zu Pferd soll den Weg in den Himalaya erkunden. Die beiden Halbkettenfahrzeuge sind nun völlig ohne Last. Diese ist auf 100 Träger mit 70 Pferden und 70 Maultieren verteilt. Der Himalaya nimmt die Expedition bald gefangen. Beschwerlich und unendlich langsam müssen die Fahrzeuge über schmale Brücken gezogen werden. Zahnstangengewinde helfen, sie um enge Kurven der Bergpfade zu führen. Neuschnee wird zum Hinderniss, als sich die Wagen den 4188 Meter hohen Burzil-Pass emporquälen müssen. Er muss von der Vorhut undn den Männern festgetrampelt werden. Auch muss mit Hacken und Schaufeln der Weg verbreitert und zum Teil erst geschaffen werden.
Doch der Abstieg vom Pass wird noch schwieriger. Hier müssen die Fahrzeuge mit Seilen gehalten werden, damit sie der Schwerkraft trotzen können. Je 50 Mann ziehen ein Auto zurück. Unten im Tal gilt es eine 200 Meter breite, von einem Erdbeben aufgerissene Spalte zu überwinden. Das geht nur, indem die Fahrzeuge in ihre Einzelteile zerlegt und dann wieder zusammengebaut werden. Am 4. August erreicht die Expedition Gilgit. Haardt zieht Resümee: in drei Tagen hat man lediglich 29 Kilometer zurücklegen können. Er entscheidet, die Raupenfahrzeuge zurückzulassen und per Pferd nach Kaschgar zu gehen. Dort will er dann nur noch mit den Halbkettenfahrzeugen der China-Gruppe die Fahrt fortsetzen. Die Gruppe ist enttäuscht, als ein Teil der Techniker nach Frankreich zurückehren muss. In Misgar, der letzten Station vor dem Pamir Gebirge, ist die Gruppe am 30. August, am 20. September dann in Kaschgar.
Gefangenschaft und Bürgerkrieg
Doch die China-Gruppe ist nicht dort. Haart und Audouin wissen bereits, dass sie in Ürümqi, der Hauptstadt der chinesichen Provinz Xinjiang, vom dortigen Provinzgouverneur King seit drei Monaten festgehalten werden. Dies ist 1400 Kilometer entfernt. Erst am 8. Oktober treffen sich die beiden Gruppen in Aksu in der Provinz Xinjiang. Auch die China-Gruppe hatte gelitten. Wie Afghanistan wird China von Unruhen und Bürgerkrieg heimgesucht; die Männer waren in Gefangenschaft geraten. In Ürümqi fordert der Provinzgouverneur nun das versprochene Lösegeld in Form von drei Raupenfahrzeugen von Citroen. Das dauert. Von Ende Oktober bis zum 18. November muss Croisière Jaune in Ürümqi ausharren, dann darf sie weiter fahren. Die Zeit ist sehr weit fortgeschritten, der Winter ist da. Die Motoren müssen mit Schneidbrennern zum Anspringen gebracht werden, weil das Wasser in den Kühlern gefriert. Die Temperaturen sinken unter 30 Grad minus. Deshalb wird nun Tag und Nacht gefahren, ohne Pause. Die Expedition kämpft mit Pannen, der Angst vor dem Krieg und den eigenen Körpern. Am 9. Januar 1932 überquert sie den Gelben Fluss. Dabei bricht Audouins Halbkettenfahrzeug durch das Eis. Einen ganzen Tag dauert die Bergung. Anfang Februar trifft die Expedition in Bailingmiao ein. Dort trefft sie den Pantschen-Lama. Er ist einer der beiden Oberhäupter des tibetischen Buddhismusmus. Es kostet der entkräfteten Mannschaft Überwindung, jetzt noch einmal Filmaufnahmen zu machen. Der Expeditionsleiter Haardt ist krank. Er wird von ununterbrochenem Husten gequält.
Beijing – die Croisiere Jaune, die gelbe Expedition, ist am Ziel
Doch am 12. Februar ist das für unmöglich gehaltene geschafft. Die gelbe Expedition trifft in Beijing ein. Der französiche Gesandte empfängt sie mit Fanfaren und Champagner. Doch Haard ist schon gedanklich auf dem Heimweg, den er durch Indochina lenken will. Körperlich ist er sehr angeschlagen, ihn hat eine schwere Grippe heimgesucht. Adouin muss nach Indochina als Voraustrupp. In Hanoi erhält er am 16. März die telegrafische Nachricht, dass Haardt tot ist. Am 4. April, genau ein Jahr, nachdem die Croisière Jaune in Beirut aufbrach, sticht der Expeditionstrupp von der Küste Indochinas aus in See Richtung Heimat, Haarts Leichnam an Bord. Am 29. April 1932 ist Frankreich erreicht, die Expedition Citroen Centre Asie beendet, eines der entbehrungsreichsten Abenteuer seiner Zeit!
Gute Fahrt, immer Luft in den Reifen und alles Gute
Markus Schütz (marschue@yahoo.de)